Wir haben von Anfang an mit einer Photovoltaik-Anlage geplant. Nicht um Stromkosten zu sparen, sondern um einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Auf den Dächern liegt nämlich enormes Potenzial in der Stromerzeugung.
Wenn man sich jedoch die Strompreis-Entwicklung der letzten Jahre anschaut, kann man auch ohne Glaskugel erkennen: Eine Photovoltaik-Anlage macht sich (langfristig) bezahlt. Schauen wir uns das mal genauer an. Ich erkläre im Folgenden meinen Rechenweg und wie man ihn für sich selbst nachvollziehen kann.
Schritt 1: Den eigenen Stromverbrauch im Neubau prognostizieren
Wer die Photovoltaik-Anlage auf sein bestehendes Haus setzt, weiß natürlich was er verbraucht. Bei einem Neubau-Projekt weiß man das vorher nicht so genau. Man kann aber versuchen, den Stromverbrauch so gut es geht zu kalkulieren.
Als Erstes haben wir den Haushaltsstrom, der für Computer, Küchengeräte, Licht, Waschmaschine etc draufgeht. Den verbrauchen wir natürlich auch schon in unserer jetzigen Wohnung – rund 4.000 kWh als vierköpfige Familie. Aber Obacht: Hier ist der Verbrauch eines Durchlauferhitzers zur Warmwasser-Aufbereitung erhalten, wie es in Mietwohnungen häufiger vorkommt. Was der aber genau verbraucht, kann ich schwer sagen – ich ziehe 500 kWh ab und rechne deshalb mit 3.500 kWh Haushaltsstrom.
In den Häusern von BauFormArt heizt man in der Regel mit Luft-Wasser-Wärmepumpe – so auch wir. Eine besonders effiziente Wärmepumpe soll es sein, das Warmwasser wird auch darüber aufbereitet. Wie viel man verbraucht hängt vom eigenen Verhalten ab. Mag man es im Winter besonders warm? Duscht man lange und oft heiß? Wieviele Personen? Die Wärmepumpen Verbrauchsdatenbank kann ein paar Anhaltspunkte geben. Ich veranschlage 3.000 kWh für die Wärmepumpe.
Die wird gekoppelt an eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Und auch die verbraucht Strom. Da gehe ich von 500 kWh aus.
Macht alles drei im Endergebnis einen kalkulierten Stromverbrauch von 7.000 kWh pro Jahr.
Schritt 2: Stromkosten ohne Photovoltaik-Anlage
Eine ganz einfache Rechnung: Wir wissen, was wir verbrauchen, wir suchen unseren (Öko)Stromanbieter der Wahl und wissen, was wir bezahlen würden:
Grundpreis | 104,16 € |
Arbeitspreis je kWh | 0,2822 € |
Zukauf 7.000 kWh | 1.975,40 |
Gesamt | 2.079,56 € |
Schritt 3: Grunddaten der Photovoltaik-Anlage ermitteln
Jetzt müssen wir die Grunddaten der Anlage sammeln. Noch ist alles Hypothese und je genauer wir hier arbeiten, desto genauer wird auch das Ergebnis.
Ich habe bei rund 20 Photovoltaik-Anlagenbauern angefragt, sehr viele Gespräche geführt und Angebote eingeholt. Dadurch weiß ich, welche Anlagengröße auf unser Dach passt. Wir haben Platz für eine Anlage mit 9,4 kWp Leistung und planen mit 7,7 kWh Batteriespeicher.
Mit diesen Angaben geht man zum PVGIS (Photovoltaic Geographical Information System). Das ist ein Tool der Europäischen Union, in das man seine Anlagengröße, die Adresse und die Dachausrichtung angeben kann. Das Tool spuckt dann den erwarteten Ertrag aus – der eben je nach Ausrichtung und Ort variiert. Ich bin nach der Anleitung des Photovoltaik-Forums vorgegangen. Ergebnis: Die Anlage sollte einen Ertrag von 6.862 kWh im Jahr erbringen, knapp 730 kWh je installiertem kWp.
Man kann aber nicht den kompletten Ertrag selbst verbrauchen, sondern speist eine gewisse Menge ein. Wenn man einen Batteriespeicher nutzt, erhöht man den Eigenverbrauch und senkt die Einspeisung. So genau kann man das alles nicht vorhersagen, weil es auch vom Stromverbrauch und eigenem Verhalten abhängt. Mit dem Autarkie-Rechner von Volker Quaschning habe ich die Unabhängigkeit der Anlage berechnet – es werden 57 % Autarkie erwartet.
Das heißt bei unserem oben kalkulierten Stromverbrauch:
Strombedarf | 7.000 kWh |
Anlagengröße | 9,4 kWp |
Ertrag | 6.862 kWh |
Autarkie | 52 % |
Eigenverbrauch | 3.990 kWh |
Zukauf | 3.010 kWh |
Einspeisung | 2.872 kWh |
Schritt 4: Stromkosten mit Photovoltaik-Anlage
Ähnlich wie in Schritt 2 berechnen wir jetzt die neuen Stromkosten. Wir wissen, dass wir nur weniger kWh einkaufen müssen. Gleichzeitig speisen wir aber noch ein und werden dafür entlohnt. Dafür gibt’s eine Einspeisevergütung je kWh. Wie hoch die ist, hängt vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Anlage ab – danach wird der Betrag für 20 Jahre garantiert. Die aktuelle Einspeisevergütung findet ihr hier heraus.
Grundpreis | 104,16 € |
Arbeitspreis je kWh | 0,2822 € |
Zukauf 3.010 kWh | 849,42 € |
Einspeisung 2.872 kWh | -213,91 € |
Gesamt | 739,67 € |
Boom. Jetzt wissen wir, dass wir rund 1.340 € im Jahr an Stromkosten sparen würden. Das ist ordentlich.
Schritt 5: Langzeitbetrachtung für 10 Jahre
Setzen wir noch eins drauf und schauen, wie sich das Ganze in 10 Jahren macht. Dafür müssen wir berücksichtigen: Die Strompreise steigen jedes Jahr, aber auch eine Photovoltaik-Anlage baut jedes Jahr etwas ab. Die gute Nachricht vorab: Die PV-Anlage baut kaum ab und die Stromkosten steigen ziemlich deutlich.
Ich rechne mit einer Preissteigerung von 3,5 % pro Jahr und einer Degenerationsrate von 0,55 % pro Jahr (2 % im ersten Jahr):
Stromkosten in 10 Jahren ohne PV | 2.808 € |
Stromkosten in 10 Jahren mit PV | 1.094 € |
Aus einem Unterschied von heute 1.340 € werden in 10 Jahren 1.714 € Unterschied.
Fazit: Lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage?
In 10 Jahren spart man Überschlagsweise 15.000 € an Stromkosten mit einer Photovoltaik-Anlage. Und jedes Jahr spart man mehr.
Man muss natürlich noch die Investitionskosten daneben stellen. Man kann sich die Mehrwertsteuer des Anlagenkaufs zurückholen und es gibt auch staatliche Förderung für Wallbox, Speicher und Photovoltaik-Anlage. Unsere geplante Photovoltaik-Anlage hätte sich damit bereits nach 10 Jahren amortisiert.
Eine Photovoltaik-Anlage lohnt sich also. Klar kann das im Einzelfall anders aussehen: Wer nur ungünstige und kleine Dachfläche hat, hat wahrscheinlich eher schlechte Karten. Bei einem großen Dach mit Süd-Ausrichtung sieht’s noch besser aus als bei unserem Dach mit Ost-West-Ausrichtung.
Meine persönliche Meinung ist, dass es primär gar nicht um Stromkosten geht, sondern um einen Beitrag zur Energiewende. „Die Energiewende ist dezentral“ lautet ein geflügelter Satz, den ich voll unterstütze. Wir sollten alle etwas dazu beitragen. Und wenn es dann noch einen Weg gibt, bei dem man Geld sparen kann: Umso besser.